Leo Spitzer, bedeutender Romanist und Komparatist, 1887 in Österreich-Ungarn geboren und 1960 in der Toskana gestorben, hat im Sommersemester 1958 an der Universität Heidelberg seine Vorlesung zur »Französischen Lyrik von der Renaissance bis zum XIX. Jahrhundert« gehalten, die 1961 posthum als Interpretationen zur Geschichte der französischen Lyrik am Romanischen Seminar der Universität Heidelberg veröffentlicht wurde.
In Erinnerung an die Vorlesung vor 65 Jahren und den weltgewandten Esprit des Literatur- und Sprachwissenschaftlers, der 1933 als Jude exilieren musste und in Istanbul und Baltimore Karriere machte, richteten Daniel Winkler und Herle-Christin Jessen 2022/23 die Leo Spitzer Lecture for Poetry am Romanischen Seminar der Universität Heidelberg ein. Angesichts der symbolischen und ökonomischen Hegemonie der ›Großgattung‹ des Romans sowie aktueller massenmedialer Trends ist es Anliegen der Leo Spitzer Lecture, den Sinn für sprachliche Präzision, Kreativität und Zwischentöne sowie für Ästhetik, ästhetische Formsprachen und ästhetische Erfahrungen epochen-, nationen- und sprachenübergreifend zu schärfen.
Ab 2024 wird die Leo Spitzer Lecture for Poetry als jährliches Kooperationsprojekt zwischen dem Romanischen Seminar Heidelberg und dem Institut für Romanische Philologie München ausgerichtet.